Kapitel 0 – Vorwort und Gruppen
Vorwort für Experten und Einwender – und für alle, die glauben, es zu wissen
Wichtiger Hinweis für alle, die unter ritueller Klima-Nervosität leiden:
Ja, ich weiß:
Die Energiewende ist nicht nur eine Frage der Nachhaltigkeit, also der wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Balance (Equilibrium).
Sie ist auch gesellschaftlich, politisch, kulturell, institutionell, finanziell, technologisch, sicherheitsrelevant, psychologisch und rechtlich hochkomplex. (Fehlt noch ein Aspekt?)
Aber diese Komplexität sollte keine Ausrede für Stillstand oder Abwarten sein.
Denn ich kenne auch die Phrasen:
„So einfach ist das nicht. Das muss erst einmal im Detail diskutiert werden. Wer kann schon wissen, was richtig oder falsch ist?“
(Kennen Sie solche Sprüche auch?)
Ein Blick auf die aktuellen Debatten zeigt: Oft wird nicht nach Lösungen gesucht, sondern nach neuen Ausreden, um keine Entscheidungen treffen zu müssen.
Die Realität kommt auf uns zu – ob mit Aufrüstung, verfallender Infrastruktur oder geschlossenen Augen vor dem Klimawandel.
Wann sind Gesellschaften bereit, positive Narrative zu entwickeln?
- Wohlstandsgewinn durch Klimaschutz
- Erhalt der biologischen Vielfalt – als Eigenwert und Ressource für Medizin, Ernährung, Umwelt und Technik
- Millionen neue Arbeitsplätze durch Energieeffizienz, Erneuerbare Energien und Infrastrukturausbau
- Bildung und Soziales als Grundpfeiler nachhaltigen Wohlstands
- Transformation als Chance für Prosperität, d.h. Gedeihen, Erfolg, Glück
Falls Sie mit dem, was ich sagen werde, nicht zurechtkommen, helfe ich Ihnen gerne mit den Ausführungen und Erläuterungen in diesem Buch.
Sprache ist großartig, vielschichtig, vielsagend – und manchmal nichtssagend.
Sprache ist die Grundlage, um unser Denken in Worte zu fassen, die andere hören können – wenn sie es wollen. Oder die man lesen kann – wenn man das gedruckte Wort zu schätzen weiß.
Gruppenzugehörigkeit
Lassen Sie mich Ihnen ein paar Vorschläge machen:
- Falls Sie Politiker sind, lassen Sie sich nicht irritieren – Sie können „Klimaschutz“ durch „nachhaltigkeitsorientierte Zukunftsstrategien mit Blick auf den Erhalt etablierter industrieller Kernstrukturen mit individuellen Förderanpassungsmöglichkeiten“ ersetzen.
- Falls Sie Lobbyist sind, tauschen Sie „Energiewende“ gegen „technologieoffene marktorientierte Wachstumsförderung unter Einbeziehung aller Akteure“ aus.
- Falls Sie Ökonom sind, ersetzen Sie „Strompreis“ durch „marktbasierte Anpassungsmechanismen zur Flexibilisierung des Energiebedarfs“.
- Falls Sie Ingenieur sind, ersetzen Sie in Gedanken die „Wärmepumpe“ durch „technologieoffene optimierte Wärmetechnologien“.
- Falls Sie aus der Finanzbranche kommen, dann tauschen Sie „Subventionen“ durch „Investitions-anreize mit langfristiger Kapitalrendite“ – oder durch „Risikopuffer für die nächste Dürre, Überschwemmung, Feuer, Unwetter oder andere Elementargefahren“.
- Falls Sie Sozialwissenschaftler sind, können Sie das Wort „Energieeffizienz“ durch „sozial gerechte Innovationsstrukturen im postindustriellen Transformationsprozess“ ersetzen.
- Falls Sie Klimaschützer sind, denken Sie bei „Energietransformation“ an die „letzte Chance unseren Planeten vor der Hitzekatastrophe zu retten und den Meeresspiegelanstieg zu verhindern – noch vor der übernächsten Bundestagswahl“.
- Falls Sie Klimaskeptiker sind, ersetzen Sie „Dekarbonisierung“ durch „alternatives Denken – unnötige Panikmache gegen den natürlich schwankenden Kohlenstoffzyklus der Erde“ – und ergänzen Sie den Gedanken mit: „Im übernächsten Bundestag haben wir Karbonisierer die Mehrheit. Dann wird fossiles Denken wieder zur Leitkultur!“
- Falls Sie ein Vertreter der etablierten Medien sind, denken Sie sich das „Heizungsgesetz“ nicht einfach als „Die Wärmewende kann beginnen.“, sondern als „Heiz-Hammer, Heizungs-Armageddon oder Heizungs-Hölle“, je nachdem, wie groß Ihr Bedarf an verkaufter Zeitungsauflage oder der Einschaltquote ist.
- Falls Sie ein Vertretender und Konsumierender der nicht etablierten Medien sind und sich dem Empörungsrausch der Influencer nicht mehr entziehen können, verhalten Sie sich ruhig. Solange es bei Ihnen nicht Klick macht, werden Sie von den Klicks Ihrer Follower gefesselt sein.
- Falls Sie zu globaler Gerechtigkeit forschen, denken Sie an „Energieversorgung als geopolitisches Spannungsfeld zwischen globalem Norden und Süden“, gerne mit Fußnote für die nächste Klimakonferenz, die künftig nur noch in Ländern mit hohem CO₂-Fußabdruck stattfinden könnte.
Unter 50.000 Teilnehmenden sollte die COP (Weltklimakonferenz) aber nicht mehr abgehalten werden. Wer will nicht mal die Welt bereisen mit dem Flugzeug?
Die Teilnehmenden verabschieden drei Fortschrittsformeln, die paradoxer kaum sein könnten:
1. „Wir sind uns alle einig, dass es so nicht weitergehen kann – deshalb machen wir genau so weiter.“
2. „Wir sind uns alle einig, dass es so nicht weitergehen kann – deshalb machen wir weiter.“
3. „Je mehr wir erkennen, dass es so nicht weitergeht, desto länger machen wir so weiter.“
Doch so sehr sich jede Gruppe ihren eigenen Sprachkosmos schafft – die gesellschaftlichen Debatten folgen oft demselben Muster:
einer Spirale der Eskalation, die aus Meinungsverschiedenheiten ideologische Frontlinien macht.
Natürlich darf eine Gruppe von Menschen nicht fehlen:
Die Denker.
Da es nicht einfach ist, sich mit Philosophen zu unterhalten, habe ich zwei Varianten von Interpretationsmustern ausgewählt. Die vielfältigen verbleibenden anderen Varianten kursieren im akademischen Diskurs und bleiben der Metaebene vorbehalten – für jene, die sich tiefer hineindenken möchten. Philosophen erklären das theoretische Konstrukt des Seins. Für die praktische Anwendung sind andere zuständig.
Für Philosophen:
Der superkategorische Imperativ der Energiewende ...
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Übrigens: Wer in „Diskursif“ einen Rechtschreibfehler findet, dem sei versichert – man darf Sprache auch genießen, nicht nur prüfen.